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Text: Meine Geschichte
Fotoalbum: Fotos 1999 bis 2001
Fotoalbum: Fotos 2002 bis 2004
Fotoalbum: haarig
Fotoalbum: Fotos 2005 bis 2008

Meine Geschichte

Ja, es fing mit meinen Fingernägeln an. Ich hatte seit meiner Kindheit nie kurze Nägel. Irgendwie brauchte ich den Schutz der Fingerkuppen. Schon als Kind bewunderte ich Frauen mit langen roten Nägeln. Lange und lackierte Nägel, irgendwie gehört das zusammen . Erste Versuche zur Nagelverlängerung: künstliche Nägel und Leim. Klappte nicht. Deshalb liess ich meine Eigenen länger und länger wachsen und gelegentlich lackierte ich sie. Seit bald 10 Jahren sind sie immer lackiert.

Immer mehr begann ich, weibliche Kleidungen zu tragen: Legins fürs Velofahren, mal ein Minijupe oder eine Strumpfhose. Selten in Öffentlichkeit (ausser den Legins auf dem Velo). Und dann ein abruptes Ende: alle "Ausrüstungen" in den Müll. Ich bin doch ein Mann, oder? Sogar eine wunderschöne Perücke (glücklicherweise eine Billige, bei Woolworth in den USA erstanden) endete so. Schade.

Dann kam das Internet und ich entdeckte, dass ich nicht allein bin. Was für eine Entdeckung! Dies gab mir den Mut, mich nicht länger zu verstecken. Ich wusste es jetzt: Ich bin ein Crossdresser. Aber nicht die "traditionelle" Crossdresser Karriere. Keineswegs. Keine Experimente mit Kleidern von Mutter oder Schwestern. Eine Mädchenfrisur mit einem Pony war allerdings schon damals mein geheimer Wunsch, stand damals aber nicht zur Diskussion. Ein Spätzünder, wenn man so will.

Früher kaufte ich Klamotten, mit starkem Herzklopfen, so schnell wie möglich, ohne sie anzuprobieren, bezahlen und dann rasch aus dem Laden raus. Vielleicht erst noch die falsche Grösse, normalerweise zu klein.
Landete dann in der Altkleidersammlung. Und heute? Als Mann gekleidet betrete ich einen Laden, stöbere in den Kleiderständern und wenn mir etwas gefällt gehe ich zu den Kabinen und probiere es an. Gelegentlich verwunderte Blicke. Aber normalerweise reagieren weder Personal noch Kundinnen. Und ich finde immer wieder Sachen, die ich auch ganz gut als Mann tragen kann. T-Shirts, Tops, Pullover.

Sommer 1999: ein Aufenthalt in Wien veränderte mein Leben! Ich nahm allen meinen Mut zusammen, schminkte mich und zog mich teilweise im Hotel um, den Rest im Auto, parkte und stöckelte zum wöchentlichen Transgender-Treff. Ich fand die Adresse im Internet (wo denn sonst?) Dieser Treff war der Anfang von Sandra. Und Sandra brauchte definitiv etwas mehr zum Anziehen. Der nächste Tag galt dem shopping in Läden wie H&M, wo man nach Herzenslust in den Ständern herumstöbern kann. Es war Sommer und welch luftige nette Klamotten ich fand! Nicht nur (aber meistens) Tops, Minis und Hot Pants.... Dann gings an die Anschaffung einer besseren Perücke. Die einige Perücke, die ich besass, war eine Billige (für den Fasching gedacht) und so sah sie dann auch aus, würde ich heute sagen. Ich übergab sie sehr bald der Müllabfuhr. Das erste Geschäft war eine Katastrophe. Ich glaube, dass die Verkäuferin noch nie einen Transvestiten gesehen hatte. Das Zweite war dann aber auf Transen eingestellt. Schöne lange lockige Haare. Hinterher betrachtet vielleicht etwas allzu lockig.

Gleich an diesem Abend, mit der neuen Haarpracht und in neuen Klamotten gings hinaus "unter die Leute" für einen Spaziergang ins lebhafte Touristengebiet rund um Steffansdom. Und der nächste Tag? Ich verbrachte einige Zeit fürs Make-up, setzte meine neue Perücke wieder auf und so gings zu meinen ersten Hotel-Frühstück en femme. Und der ganze Tag in Wien: en-femme.

En-femme, fuhr ich dann auch zurück in die Schweiz, mit mehreren Zwischenhalten. Vielleicht waren es doch etwas zu viele Haare und dann noch der glänzenden schwarze Minijupe. Nicht Wenige haben mir nachgestarrt. Trotzdem: die meisten Leute haben nicht reagiert. Mit derselben Perücke, aber schwarze Hose und sperrige Plateau-Schuhe, war ich bereits nicht mehr ein solcher Blickfang. Offensichtlich machens Mini und hohe Absätze aus.

Und nach diesem wienerischen Abenteuer: das Comming Out gegenüber meiner Frau, nach 30 Jahren Ehe. Nicht in einem Mini, nur eine enge schwarze Hose, schwarzes Top und die neue Perücke. Welch eine grosse Erleichterung für mich. Keine bösen Worte, keine Vorwürfe, sogar ein Kompliment. Nur sollte ich mich so nicht auswärts und erst recht nicht in unserer Nachbarschaft zeigen. (Ware ein "gefundenes Fressen") Die roten Haare würden mir sogar gut stehen, meinte sie. (Ich selbst habe leider nicht mehr viel allzuviel eigene Haare). An meine langen Fingernägel hat sie sich a längst gewöhnt und auch daran, dass ich sie ab und zu sie lackiere. Seit meinem Comming Out bleibt der Lack jetzt drauf.

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Ich fand hier in der Schweiz neue Freunde. (Verzeihung: Freundinnen) Wir Girls treffen uns einmal ungefähr pro Monat, auch um in der Öffentlichkeit auszugehen. Genau das Richtige für eineHobby -Transe" wie ich.

Später Ferientage en femme. Z.B. Berlin, Wien Aber auch mein Leben als Mann hat sich etwas verändert. Meine Fingernägel bleiben ohnehin immer lackiert, auch als Mann. Oft ein weibliches Kleidungsstück, das nicht ganz so auffällt. Ein Damenpullover zum Beispiel. Bei Rollkragenpullovern sehe ich eigentlich gar keinen Unterschied. In letzter Zeit oft ein Top mit Carmen-Ausschnitt. Welch eine Wohltat bei heissem Sommerwetter. Und wenn es kühler wird: Strumpfhosen. Fallen unter den Hosen nicht gross auf. So benötige ich keine Socken mehr. Im Sommer erst recht nicht, in Sandalen kommen endlich auch die immer lackierten Zehennägel zur Geltung.

Im Moment bin ich immer noch auf der Suche nach weiteren androgynen Möglichkeiten, z.B. Schuhen mit etwas höheren Absätzen, die meine Füsse trotzdem nicht malträtieren. Eigentlich würde ich auch gerne etwas Make-up und Wimperntusche tragen, aber dazu fehlt mir dann doch (noch) der Mut. Was noch? Vielleicht werde ich mir bei einer Kosmetikerin mal die Augenbrauen etwas "richten" lassen. Da gibts dann kein Zurück mehr. Wenigstens nicht für einige Zeit.

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